SCIFI PUNK 12/25

Vom 16. März 12.025

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Der Inhalt dieser Ausgabe

  1. News: Ein Meilenstein der elektrischen Luftfahrt
  2. Tiny Tale: Roboter Präsident
  3. Lesetipp: The Electric State
  4. Schneller Fakt: Anzahl der Sterne
  5. Video: Bodendrohnen in der Ukraine

Das elektrische Fluggerät Regent Viceroy Seaglider fliegt knapp über der Wasseroberfläche.
Der Viceroy Seaglider fliegt knapp über der Wasseroberfläche und nutzt den Bodeneffekt. (Credit: Regent)

NEWS:
Ein Meilenstein der elektrischen Luftfahrt

Elektrische Flugzeuge gibt es aktuell nur wenige und die Pleiten der Flug-Taxi-Bauer Lilium und Volocopter werfen kein gutes Licht auf die Wirtschaftlichkeit von Elektro-Fliegern. Luftfahrt-Unternehmen setzen daher in erster Linie auf Wasserstoff, um Flugzeuge klimaneutral zu machen. Aber auch hier häufen sich die Nachteile: Wasserstoff gibt es kaum, er ist teuer und in den seltensten Fällen wird er grün produziert. Dass Wasserstoff-Flieger sich rentieren, das liegt ebenso in der Zukunft. So musste etwa Airbus im Februar 2025 verkünden, dass das Unternehmen die Entwicklung von H2-Fliegern vorerst verschieben werde, wie der NDR berichtet.

Gibt es also keine Chance für eine saubere Luftfahrt? Für eine Art des Fliegens scheint es Hoffnung zu geben. Das US-amerikanische Unternehmen Regent führte mit einem Prototyp des Viceroy Seaglider erstmals Seetests mit Menschen an Bord durch. Bei dem Seaglider handelt es sich um ein Bodeneffektfahrzeug. Es sieht wie ein Wasserflugzeug aus und kann entsprechend auch wie ein Boot schwimmen. Doch bei höheren Geschwindigkeiten hebt es ab und fliegt dann maximal 18 Metern über dem Wasser. Durch die niedrige Höhe profitiert es vom Bodeneffekt. Dabei staut sich Luft zwischen den Flügeln und dem Boden und bildet ein Luftkissen. Das gibt dem Fluggerät zusätzlichem Auftrieb und macht es effizienter.

Zwar gibt es Bodeneffektfahrzeuge bereits sehr lange und sind an sich noch nichts besonderes. Allerdings kann man den Viceroy als Meilenstein betrachten, denn es ist das größte vollelektrische Fluggerät der Welt. Mit seiner Flügelspannweite von 20 Metern übertrifft es jedes elektrisch fliegende Flugzeug. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde soll der Viceroy Seaglider bis zu 12 Passagiere oder 1.600 Kilogramm Fracht transportieren können – und das bis zu 300 Kilometer weit. Damit wäre es eine umweltfreundliche und effiziente Methode Personen und Fracht an Küstenlinien, zu Hochseeinseln wie Helgoland oder zu Bohrinseln zu transportieren.

Die Vorteile von Bodeneffektfahrzeugen

Jetzt fliegen Bodeneffektfahrzeuge nicht besonders hoch und meistens auch nur über Wasser. Warum sollte man nicht lieber auf ein klassisches Flugzeug oder ein Boot setzen? Die großen Vorteile sind die Effizienz, die Geschwindigkeit und die Reichweite.

Flugzeuge erreichen hohe Geschwindigkeiten von mehrere hunderten Kilometern pro Stunde, benötigen dabei aber viel Energie. Bodeneffektfahrzeuge können ähnlich schnell fliegen (auch wenn der Viceroy Seaglider mit 300 km/h realtiv langsam ist), verbrauchen aber bis zu 50 Prozent, in einigen Fällen bis zu 70 Prozent weniger Energie. Sie kommen also mit der gleichen Tankfüllung in etwa doppelt so weit wie ein Flugzeug und sind dabei viel schneller als ein Schiff.

Diese hohe Effizienz stellt auch eine riesige Chance für die Elektromobilität dar. Denn Batterien haben eine geringe Energiedichte im Vergleich zu Kerosin, weswegen Flugzeuge mit einer Akkuladung nicht weit kommen. Stattet man hingegen Bodeneffektfahrzeugen mit Elektroantrieben aus, gibt es kein Reichweitenproblem mehr und ist fast so flexibel wie mit jedem anderen Flugzeug.


TINY TALE

Der Hack war schwierig. Die Antiviren-Software stemmte sich mit aller Kraft gegen den Eingriff. Die Lider des Präsidenten zuckten unruhig.

Tiny Tales sind Mini-Geschichten, die in wenigen Sätzen erzählt werden. Mehr Infos.

BUCHTIPP:
The Electric State

Am 14. März 2025 startete der Film The Electric State auf Netflix. Und wie das so ist mit Netflix-Produktionen, sollten ein hohes Produktionsbudget, billige Gags und Chris Pratt dafür sorgen, dass genügend Menschen auf den Play-Button drücken. Auch wenn der Film immerhin mittelmäßig geworden ist, kommt er nicht ansatzweise an die Buchvorlage von Simon Stålenhag heran. Daher hier die ganz klare Empfehlung: Schaut euch nicht den Film an, kauft euch das Buch.

Worum geht es? In dem illustrierten Roman, der wie eine Graphic Novel anmutet, begleiten wir ein Mädchen mit einem Roboter durch eine alternative 90er-Jahre-Welt. Diese ist gezeichnet von riesigen, kaputten Robotern und abgestellten Luftkampfschiffen, die auf den Feldern langsam verwittern. Hin und wieder sieht man Menschen, die mithilfe von Helmen sich in eine virtuelle Realität begeben. Wie Junkies, die an der Nadel hängen, können sie nicht mehr ohne sie, vergessen zu essen und zu schlafen, bis ihre Körper alle Funktionen einstellen und sterben. Die Helme zieren ihre Leichen. Ganz im Sinne einer 90-Jahre-Ästhetik gibt es kein WLAN und alle Geräte benötigen Kabel. Sie dominieren die Stadtbilder und führen zu riesigen Knotenpunkten in der Landschaft. So ergibt sich eine befremdliche Atmosphäre, die durch nebliges Herbstwetter zusätzlich verstärkt wird. Das ist die absolute Stärke von The Electric State, die der Film nur an den wenigsten Stellen schafft, wiederzugeben.

Der illustrierte Roman erklärt vieles nicht und das wird sicherlich einige Leser stören. Doch weil gerade nicht alles ausformuliert ist, blieben bei mir Fragen im Kopf und ich erwischte mich, wie ich auch noch Tage später über den Roman nachdachte. Welche anderen Werke schaffen das heutzutage noch? Chris Pratts Sprüche hatte ich zumindest schon vergessen, nachdem ich den Laptop zuklappte.

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VIDEO:
Bodendrohnen in der Ukraine

Diese Ausgabe möchte ich euch einen spannenden Hintergrundbericht des Daily Mail empfehlen. Reporter Richard Pendlebury und Kameramann Jamie Wiseman haben in der Ukraine darin eine Drohneneinheit nahe der Front besucht. Allerdings steuern die Soldaten keine kleinen Flugdrohnen, die Medien am häufigsten thematisieren, sondern Landfahrzeuge. Sie erfüllen mit ihnen unterschiedliche Aufgaben und können etwa Minen legen und räumen, Gepäck und Material tragen und teils mit Gewehren schießen. Die ukrainischen Militär führen zudem eine der berühmten Boston Dynamics Hunde in dem Video vor.

Auch wenn Bodendrohnen und Roboter immer noch nach Science-Fiction klingen, zeigt der Beitrag, wie weit die Entwicklung ist. Zudem fand ich den Aspekt spannend, dass sie ihre Maschinen in kleinen Garagen zusammenbasteln.

(Das Video startet an der Stelle, wo die Filmemacher die Drohneneinheit erreicht. Der erste Teil ist aber auch sehenswert.)

Wer schreibt hier?

Basti Barsch ist seit über 10 Jahren Tech-Journalist und noch länger Science-Fiction-Fan. Seit 2025 ist er als freiberuflicher Autor unterwegs und schreibt unter anderem den Science-Fiction-Newsletter „SCIFI PUNK“.

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