SCIFI PUNK 09/25

Vom 23. Februar 12.025

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Der Inhalt dieser Ausgabe

  1. Buchtipp: Mondspuren
  2. Tiny Tale: Geburt
  3. Zitat: Dalai Lama
  4. Wissen: Was ist ein Generationenraumschiff?
  5. Video: The OceanMaker

BUCHTIPP
Mondspuren

Wenn wir uns die Kolonisationsprozesse in unserer Geschichte anschauen, so verliefen sie immer in drei Schritten:

  1. Entdecker betreten zum ersten Mal ein neues Land. Sie bleiben aber nur für kurze Zeit und kehren danach in ihre Heimat zurück.
  2. In dem neuen Land lassen sich Siedler nieder, die dort dauerhaft bleiben wollen. Allerdings sind sie abhängig vom Mutterland, ohne dessen Versorgung sie nicht überleben können.
  3. Irgendwann ist die Kolonie groß und stabil genug, um sich selbst zu versorgen. Die Kolonie macht sich dann unabhängig von dem Mutterland – zumeist durch eine Revolution oder Unabhängigkeitskrieg.

In dem Roman Mondspuren (Originaltitel: The Moon Is A Harsh Mistress) von Robert A. Heinlein, der in früheren Übersetzungen Revolte auf Luna und Der Mond ist eine herbe Geliebte hieß, begleiten wir die Bewohner des Mondes bei dem dritten Schritt der Kolonisierung.

Im Jahr 2075 ist der Mond (Luna) eine Strafkolonie der Erde, in der sich neben Sträflingen auch deren Nachkommen und freiwillige Siedler leben. Die Kolonie wird von der „Lunar Authority“, einer diktatorischen Regierung der Erde, kontrolliert, die die Mondbewohner (Loonies) als billige Arbeitskräfte ausbeutet, insbesondere für den Anbau von Weizen, der zur Erde exportiert wird.

Der Techniker Manuel „Manny“ Garcia O’Kelly-Davis entdeckt, dass der Zentralcomputer der Kolonie, genannt Mike (nach Mycroft Holmes), ein Bewusstsein entwickelt hat. Zusammen mit der Revolutionsführerin Wyoh Knott und dem alten Politstrategen Professor Bernardo de la Paz plant er mit Mikes Hilfe einen Aufstand gegen die Erdregierung.

Das Besondere an dem Buch

Mondspuren erschien bereits 1966 – also kurz vor der tatsächlichen Mondlandung im Jahr 1969 – und zeigte eine Welt, die man damals nicht erwartet hätte. In einer Zeit, in der die Raumfahrt etwas Glamouröses war und die Menschheit in eine strahlende Zukunft führen sollte, degradierte Robert A. Heinlein den Mond zu einer Strafkolonie, in die die Erdlinge ihre unerwünschten Bewohner abschieben – ohne Glamour, ohne Zukunft.

Ebenso visionär setzt sich das Buch bereits vor 60 Jahren mit künstlicher Intelligenz auseinander. Der Zentralcomputer Mike ist nicht nur ein mächtiges Allzweckwerkzeug für die Revolution, er entwickelt auch ein Bewusstsein und wird so zu einem echten Charakter – einem Lebewesen.

Besonders spannend an der Geschichte ist aber, dass eigentlich die Loonies keine Chance haben dürften. Die Erde ist hochtechnisiert, hat Raumschiffe und auch jede Menge Soldaten. Wie soll der Mond-David den irdischen Goliath besiegen? Natürlich mit einer gigantischen Steinschleuder. Denn durch die geringe Schwerkraft auf dem Mond (etwa 1/6 der Erdanziehungskraft) und die fehlende Atmosphäre können die Mondbewohner mit einer Schleuder riesige Felsbrocken auf die Erde schleudern. Umgekehrt wäre das nicht möglich. Die gewaltige kinetische Energie, die beim Aufprall freigesetzt wird, legt ganze Städte in Schutt und Asche. So haben die Loonies doch noch eine Chance.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der ein Stück Science-Fiction-Geschichte nachholen möchte. Es entspricht zwar nicht mehr unseren heutigen Lesegewohnheiten (vor allem was die Dramaturgie betrifft), aber es liest sich immer noch gut.

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TINY TALE

„Noch einmal pressen“, rief der Arzt. Die Hebamme gab alles. Durch den Überdruck wurde das Baby aus dem Plastikschlauch gedrückt.

Tiny Tales sind Mini-Geschichten, die in wenigen Sätzen erzählt werden. Mehr Infos.

ZITAT

Unser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause. Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören?

Dalai Lama


WISSEN:
Was ist ein Generationenraumschiff?

Ein Generationen-Raumschiff ist ein Raumschiffkonzept, das mehreren Generationen von Menschen das Leben und Arbeiten auf einer langen Reise durch den Weltraum ermöglicht. Der Hauptzweck eines solchen Raumschiffs besteht darin, die riesigen Entfernungen zwischen den Sternen zu überwinden. Mit den heutigen Raumfahrttechnologien ist es zwar möglich, den Mond oder den Mars zu erreichen, aber interstellare Reisen, also Reisen zu anderen Sternen, würden aufgrund der enormen Entfernungen viele Jahrhunderte dauern. Ein Generationenraumschiff soll dieses Problem lösen, indem es eine autarke Lebensumgebung bietet, in der Menschen über mehrere Generationen überleben, arbeiten und sich fortpflanzen können, bis sie ihr Ziel erreichen.

Ein solches Raumschiff würde eine vollständig geschlossene Biosphäre benötigen, um Luft, Wasser und Nahrung zu erhalten. Darüber hinaus müssten Systeme zur Energieversorgung, Abfallbehandlung und medizinischen Versorgung entwickelt werden. Die Passagiere würden also nicht nur reisen, sondern an Bord leben und sterben, ohne jemals ihr Ziel zu erreichen.

Die Realisierbarkeit des Baus eines Generationenraumschiffs ist derzeit jedoch sehr fraglich. Die Technologien, die für den Bau und den Betrieb eines solchen Schiffes erforderlich sind, existieren größtenteils noch nicht. Dazu gehören fortschrittliche Antriebssysteme, die große Distanzen in akzeptabler Zeit zurücklegen können, sowie die Fähigkeit, ein Schiff über solch lange Zeiträume autonom mit ausreichend Ressourcen zu versorgen. Auch psychologische und soziale Herausforderungen wie Isolation und begrenzter Lebensraum sind noch nicht vollständig erforscht. Wer würde die Erde verlassen wollen, um an Bord eines Raumschiffs zu sterben? Wie verhält sich die Besatzung, wenn sie weder die Erde noch das Ziel jemals wieder sehen wird? Was passiert, wenn sich der Zielplanet nicht zur Besiedlung eignet?

Das Generationenraumschiff "The Nauvoo" schwebt neben der "Tycho Station"
Das Generationenraumschiff „The Nauvoo“ aus der Serie „The Expanse“ soll tausende Mormonen zu unserem zweitnächsten Nachbarstern, Tau Ceti, bringen. (Bild: The Expanse)


VIDEO:
The OceanMaker


Die Apokalypse hat viele Gesichter: Atomkrieg, Viren und Zombies gehören zu den Klassikern, aber auch mein Videotipp der Woche greift ein beliebtes Thema auf: den Klimawandel.

In dem Kurzfilm The OceanMaker sind die Meere ausgetrocknet und nur alte Schiffswracks erinnern daran, dass hier einmal ein anderes Element herrschte. Um Trinkwasser zu gewinnen, suchen waghalsige Piloten den Himmel nach Wolken ab. An ihren Maschinen hängen riesige Filter, die ihnen das Wasser entziehen sollen. Doch das himmlische Gut ist knapp, und so kämpfen sie um die letzten Tropfen.

Die namenlose Protagonisten hingegen hat eine Maschine gebaut, die Wolken wachsen lassen soll. Ob sich die anderen Piloten darauf einlassen, zeigt der Film.


Wer schreibt hier?

Basti Barsch ist seit über 10 Jahren Tech-Journalist und noch länger Science-Fiction-Fan. Seit 2025 ist er als freiberuflicher Autor unterwegs und schreibt unter anderem den Science-Fiction-Newsletter „SCIFI PUNK“.

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