Vom 02. Februar 12.025
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Der Inhalt dieser Ausgabe
- Lesetipp: Die Reise zum Mond
- Tiny Tale: Kaffeemaschine
- Fakt: Springen auf dem Mond
- Wissen: Wie erzeugt man künstliche Schwerkraft? Teil I
- Video: Wandelnde Städte
LESETIPP
“Die Reise zum Mond” von Jules Verne
Wahrscheinlich hat jeder schon einmal von Der Reise zum Mond von Jules Verne gehört, aber habt ihr das Buch auch gelesen? Wenn nicht, dann wird es Zeit, es nachzuholen. Denn die Menschheit träumte nicht erst seit den 60ern von einer Mondlandung. Bereits 100 Jahre früher im Jahr 1965 veröffentlichte Jules Verne sein Abenteuerroman und setzte damit einen Meilenstein in der Science Fiction.
Worum geht’s?
Während des Sezessionskriegs zwischen den Nord- und Südstaaten der USA haben Artilleristen und waffenbegeisterte Erfinder in Baltimore den Gun Club gegründet. Als 1865 der Friede einkehrt, stehen die Clubmitglieder vor einer Sinnkrise und so reift der Plan, den Mond mit einer gewaltigen Kanonenkugel zu erobern. Diese Idee trifft weltweit auf Begeisterung und wird von Experten für durchführbar erklärt. Die Protagonisten beginnen nun in Florida ein gigantisches Kanonenrohr in die Erde zu gießen, mit dem drei wagemutige Abenteurer in den Weltraum geschoßen werden sollen.
Kanone statt Rakete?
Doch funktioniert das eigentlich, Menschen mit Kanonen ins All zu schießen? Jules Verne kannte keine andere Möglichkeit, denn die erste flüssigkeitsbetriebene Rakete startete erst 1926, abgefeuert vom amerikanischen Physiker Robert H. Goddard. Dennoch schien für Verne das Vorhaben machbar und in seinem Roman verwickelt er sich in ellenlange Berechnungen und wissenschaftliche Streitgespräche, die das belegen sollen. Nichtsdestotrotz wissen wir heute: Das wäre in die Hose gegangen. Alleine der entstehende Explosionsdruck beim Abschießen des Geschosses hätte die Passagiere zerquetscht.
Doch der Gedanke, Menschen und Material ins All zu schießen, hält sich bis heute. Denn um die Erdanziehung zu überwinden, müssen Raketen bis zu 90 Prozent ihrer Startmasse an Treibstoff mitnehmen. Das macht sie zu einem der ineffizientesten Transportmittel der Welt und jeder Start geht in die Millionen. Unternehmen wie das Startup Longshot Space arbeiten daher an Weltraumkanonen. Doch man darf sie sich nicht wie ein klassisches Artilleriegeschütz vorstellen, bei dem mit einem großen Knall eine Treibladung abgeschossen wird. Viel mehr erinnert sie an eine überirdische 10 Kilometer lange Pipeline, in der das Projektil über eine lange Strecke beschleunigt wird. Es wird zunächst durch einen starken Gasimpuls gestartet und dann entlang der gesamten Strecke immer weiter angeschubst. Dies geschieht durch präzise platzierte Gasdüsen, die bei definierten Zeitpunkten zusätzliche Druckladungen freisetzen. Auf diese Weise könne man Belastungsspitzen minimieren, so die Idee der Ingenieure. Das ist aber noch Theorie denn bisher gibt es nur einen kleinen Protoypen, der in einen Frachtcontainer passt. Zudem kann man auf diese Weise keine Menschen ins All schießen. Die Kanone müsste für Menschen über 6.000 Kilometer lang sein, damit die Beschleunigung erträglich bliebe.
Von der Erde zum Mond kaufen
Ob die Raumfahrer den Mond tatsächlich erreichen, das erfahrt ihr in dem Roman. Ich empfehle die Schmuckausgabe vom Verlag Coppenrath. Sie sieht nicht nur fantastisch aus, sie beinhaltet auch den Fortsetzungsroman Reise um den Mond. Und der ist bitter nötig, denn die Geschichte von Von der Erde zum Mond endet leider offen.

TINY TALE
Ungläubig blättert Karl durch den Bericht. Doch die Ergebnisse lassen keinen Zweifel. Er sieht zu seiner Kaffeemaschine rüber. Sie ist 4,7 Millionen Jahren alt.
Tiny Tales sind Mini-Geschichten, die in wenigen Sätzen erzählt werden. Mehr Infos.

SCHNELLER FAKT
Auf dem Mond herrscht nur ein 1/6 der Schwerkraft der Erde. Aus dem Stand könnte ein Mensch daher 3 Meter hoch springen.
WISSEN:
Wie kann man künstliche Schwerkraft erzeugen? Teil I
Fast in jedem Science Fiction Film sehen wir ihre Wirkung: Schwerkraft. Egal ob in Star Wars, Star Trek oder Battlestar Galactica – die Figuren laufen durch die Gänge iher Raumschiffe, als ob sie sich auf der Erde befinden würden. Nun ist es kein Geheimnis, dass im Weltraum Schwerelosigkeit herrscht und man sie auf Rauschiffen künstlich herstellen muss. Doch mit Blick auf die Astronauten in der ISS scheint das gar nicht so leicht zu sein, sondern hätte NASA und Co. das schon längst gemacht.
Ist künstliche Schwerkraft auf Raumschiffen überhaupt möglich? Ja, ist sie. Es gibt zwei Methoden, wie wir sie theoretisch herstellen können. Eine schauen wir uns in dieser Ausgabe SCIFI PUNK an, die andere nächste Woche.
Die erste Möglichkeit wurde durch die Buchreihe The Expanse von James S. A. Corey bekannter und die meisten von uns haben sie bereits am eigenen Körper erfahren: die Schwerkraft durch Beschleunigung. Denn wenn wir in einem Fahrstuhl stehen und er nach oben fährt, spüren wir ein zusätzliches Gewicht, das auf uns lastet. Würde der Fahrstuhl durchs Weltall gezogen werden, würde seine Beschleunigung uns an den Boden drücken und dort halten. Das gleiche gilt mit Raumschiffen. Sobald sie kontinuierlich beschleunigen, können wir in ihnen stehen und herumlaufen. Um die Schwerkraft der Erde zu imitieren, müsste das Raumschiff eine konstante Beschleunigung von 9,81 m/s² aufrechterhalten. Das entspricht genau der Gravitationskraft, die wir auf der Erdoberfläche haben und wird als 1 g bezeichnet. Antriebe, die solche Beschleunigungen ermöglichen, nennt man daher auch konstante 1-g-Antriebe.
Klingt eigentlich simpel und wäre doch die perfekte Methode, um etwa Astronauten, die zum Mars reisen, einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Allerdings gibt es ein Problem: die Menge an Treibstoff. In aktuellen Raketen macht er immer noch bis zu 90 Prozent ihrer Transportmasse aus und der Großteil muss verbrannt werden, um die etwa 100 Kilometer ins Weltall zurückzulegen. Zwar benötigen die Raumfahrer die Energie in erster Linie um die Erdanziehung zu überwinden, aber selbst im Vakuum des Weltraums wäre der Treibstoff nach wenigen 1.000 Kilometer aufgebraucht. Die Entfernung zwischen Erde und Mars variiert zwar stark, aber es sind Minimum 50 Mio. Kilometer. Aktuelle Raketen würden nicht mal ansatzweise lang genug ihre Beschnleunigung aufrecht erhalten können.
Die Schub-Variante ist also physikalisch möglich, technisch aber aktuell nicht umsetzbar. In The Expanse haben die Autoren das Problem im Übrigen so gelöst, dass es einfach einen fiktiven Antrieb gibt, der lange genug beschleunigen kann.

VIDEO:
Wandelnde Städte
Diese Woche möchte ich euch das Video Walking Cities: Reality or Absurdity? von der YouTuberin und Architektin Dami Lee empfehlen. Sie geht der Frage nach, ob wir fahrende oder laufende Städte bauen sollten, in denen Menschen zusammen leben, arbeiten und wie Nomaden jederzeit weiterziehen können. Wie würde ihre Wirtschaft aussehen? Wie müssten solche Städte designt sein? Das Thema ist zwar eindeutig Science Fiction, doch es haben sich überraschend viele Architekten bereits mit der Frage auseinandergesetzt und DamiLee zeigt sehr schön, dass sie mehr Sinn machen, als es im ersten Moment scheint.
Das Video ist auf Englisch, es gibt aber automatisierte deutsche Untertitel.
Wer schreibt hier?
Basti Barsch ist seit über 10 Jahren Tech-Journalist und noch länger Science-Fiction-Fan. Seit 2025 ist er als freiberuflicher Autor unterwegs und schreibt unter anderem den Science-Fiction-Newsletter „SCIFI PUNK“.
